MoQua

Ein Projekt zur Motivation und Qualifikation von älteren Erwachsenen für das bürgerschaftliche Engagement

Artikel in : Al Journal, 2 (2004) S.3-4.

MoQua ist ein Projekt, das mit dem lebenslangen Lernen und der Chancengleichheit ernst macht.

MoQua ist ein Vorhaben, dass Nachhaltigkeit nicht nur ökologisch sieht, sondern sich ganz bewusst auf den sorgsamen Umgang mit den Menschen und ihren Erfahrungen und Kompetenzen bezieht.

MoQua wendet sich gezielt an gewerkschaftliche Funktions -und Mandatsträger und Gewerkschaftsmitglieder. An ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten setzt unser Projekt an. Werden sie wahr und ernstgenommen, werden sie zielgerichtet weiterentwickelt, dann entsteht daraus ein Erfahrungs- und Wissensschatz, der nicht nur den Beteiligten etwas gibt, sondern uns alle bereichert und unsere Gesellschaft voran bringt.

Worum geht es im einzelnen?

  • durch MoQua erhalten ältere gewerkschaftlich engagierte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen die Chance, ihre im Berufsleben erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten methodisch und inhaltliche so fortzuentwickeln, dass sie sich aktiv und kompetent in die Gemeinwesenarbeit einbringen können.
  • Durch MoQua bekommen Organisationen wie Gewerkschaften, Sozialeinrichtungen und Senioreninitiativen die Möglichkeit auf die reflektierte Erfahrung und aktualisierte Kompetenz von speziell ausgebildeten Senioren-Mulitplikatoren und Multiplikatorinnen zurück zu greifen.
  • MoQua ist darüber hinaus ein Modell dafür, wie der Erfahrungsschatz von Menschen, das heißt wertvolles soziales, politisches und kulturelles Wissen nicht verschwendet wird, sondern zur Stärkung des Gemeinwohlgedankens und des Engagements für sich und andere genutzt werden kann.

Dass das Älterwerden der Einzelnen, die unvermeidliche Alterung der Gesellschaft nicht nur als Risiko, sondern als Chance begriffen wird: dafür steht MoQua – das Projekt zur Motivation und Qualifikation von älteren Erwachsenen für das bürgerschaftliche Engagement.

Gefördert wird unser Vorhaben bis Herbst 2006 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Projektträger ist der Bundesarbeitskreis , beteiligt sind die Landesarbeitsgemeinschaften von ARBEIT UND LEBEN in Bremen, Berlin/Projektbüro Brandenburg, Hamburg, Hessen, NRW, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

In allen beteiligten Einrichtungen wird mit fünf Grundmodulen zu den Themen: Demographischer Wandel- Kultur des Alterns; Basiswissen Methodik; Strukturen, Akteure und Inhalte lokaler Seniorenarbeit, Kultur und Perspektiven bürgerschaftlichen Engagements und Aktive Bürgerschaft Älterer gearbeitet.

Ausgehend von den jeweiligen Bedarfen und Zielgruppen vor Ort werden im Projektverlauf Anschlussmodule entwickelt. Neben der Theorie steht aber insbesondere die Praxis im Mittelpunkt – einen ersten Einblick dazu gibt das folgende Beispiel aus Berlin Brandenburg.

Ehrenamtliches gemeinwesenorientiertes Engagement älterer Erwachsener MoQua- Teilprojekt „Schule“ in Berlin und Brandenburg

Im Rahmen des Projektes MoQua entstand in Berlin und Brandenburg die Idee, die Erfahrungen älterer Erwachsener aus dem Berufsleben Jugendlichen in Schulabgangsklassen zu vermitteln.

Innerhalb der Projektgruppe „Silberstreif“ fanden sich 3 ver.di-Mitglieder, die Lust hatten, die Idee umzusetzen – ein langjähriger Mitarbeiter und Mitglied des Betriebsrats der Stiftung Warentest, ein ebenfalls ehemaliger langjähriger Mitarbeiter und Mitglied des Betriebsrats des Berliner Stromversorgers BEWAG sowie eine Kollegin, die mehrere Jahre in New York und London im Medienbereich gearbeitet hat.

Nachdem von den KollegInnen ein Konzept erstellt wurde, wie das Thema „Demokratie im Betrieb“ gemeinsam mit Jugendlichen erarbeitet werden kann, folgten Gespräche in einer Berliner Gesamtschule. Die LehrerInnen waren offen für unsere Idee und begriffen sie als Chance für die Arbeit mit den Jugendlichen. So wurden unseren KollegInnen Unterrichtseinheiten in allen sechs 10.Klassen der Schule zur Verfügung gestellt. Die überwiegende Mehrzahl der SchülerInnen hatte aufgrund anhaltender Arbeitslosigkeit in den Familien keinen direkten Bezug zur Arbeitswelt. Auch hatten die Wenigsten kurz vor Schulzeitende keinen Ausbildungsplatz.

In den jeweils 80 Unterrichtsminuten wurden die einzelnen Organe der Betriebsverfassung mit ihren unterschiedlichen Aufgaben im Betrieb dargestellt. Natürlich wurde die theoretische Darstellung durch praktisch erlebte Beispiele der KollegInnen unterlegt, Raum für Fragen der Jugendlichen stand ebenfalls zur Verfügung. Genau diese Mischung machte letztlich den Erfolg aus.
Die Reaktionen der Schüler und Schülerinnen ging von anfangs zur Schau gestellter Langeweile über verhaltene Neugier bis hin zu echtem Interesse. Wobei das Interesse mit fortschreitender Unterrichtszeit zunahm und die KollegInnen mit Applaus und Fragen nach der nächsten Unterrichtseinheit verabschiedet wurden.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass der Unterricht allen Beteiligten – sowohl unseren KollegInnen als auch den SchülerInnen, Spaß gemacht und völlig neue Eindrücke gebracht hat. Der praktisch erlebte Erfahrungsschatz der drei KollegInnen war dabei das entscheidende Element, der die Unterrichtseinheiten von anderen ähnlichen unterschied.
Als bitterer Nachgeschmack blieb für die KollegInnen die Perspektivlosigkeit, in der sie die Jugendlichen zurücklassen mußten. Es bleibt aber die Hoffnung, dass mit dem Erzählten und Diskutierten, der eine oder andere Denkanstoß gegeben werden konnte.

Nach den gemachten Erfahrungen soll das Konzept verfeinert und an weiteren Schulen in Berlin und Brandenburg umgesetzt werden.

In den nächsten AL Journalen werden wir fortlaufend Beispiele aus der Praxis vorstellen.

Projektleitung:

Theo W. Länge
Barbara Menke

 
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